„Im Winter Skilehrer, im Sommer Bergführer, Jodler und Schuachplattler.“ Mittlerweile sind Wandern und Schuachplattln anscheinend aus der Mode gekommen. Dafür haben Tirols Touristiker das Rad für sich entdeckt. Gleich zwei Pressemeldungen sind in der heutigen Ausgabe der APA Tourismuspresse zu finden. Kufstein will Rennradler anlocken (mit dem Großglockner und Kitzbühel in der Nähe, toll!), ins Zillertal sollen Mountainbiker kommen. Der Wunsch ist hier wohl der Vater des Gedanken.
Radfeindliches Tirol
Liebe Touristiker. Schaut mal aus dem Fenster. Was seht ihr? Ja, jetzt gerade Wolken. Und regennasse Straßen. Nun gut, für das Wetter könnt ihr nix. Wenn ich mir aber die Infrastruktur ansehe, muss ich leider sagen dass Tirol wohl nicht gerade radfreundlich gestaltet ist.
Beispiel Innsbruck und Umgebung
Ja, natürlich sollen die Touristen nicht durch die Stadt fahren, sondern Tirols schöne Seite erkunden. Auf der einen Seite aber Radler anlocken zu wollen, auf der anderen Seite dann ein Fahrverbot in der Theresienstraße mit den absolut hirnrissigen Radwegen in Innsbruck zu kombinieren, das ist wohl wie das berühmte Wasser predigen und Wein trinken. Während Autos Platz ohne Ende haben, teilen sich Radler einen kleinen Streifen, der immer wieder (Olympiabrücke, Markthalle usw.) plötzlich aufhört, mit Spaziergängern, spielenden Kindern und Rollerskatern.
Auch das Verbot die Räder in der 6er mitzunehmen kann nicht gerade als Vorbild gelten. Abseits der paar Mountainbike Routen ist zudem das Fahren auf mehr oder minder allen Forstwegen verboten. Von Förstern und Bauern wird man regelmäßig beschimpft und verjagt wie ein Verbrecher.
Beispiel Innradweg
Entlang des Inns führt laut Meinung der Touristiker einer der schönsten Radwege in den Alpen. Echt jetzt oder? Dann sind die Herrschaften noch nie dort gefahren. Entlang der Autobahn murkst sich zwischen Zirl und Hall ein winkeliger, halbasphaltierter Pfad direkt neben der Autobahn entlang des Inns. Man bekommt echte Highlights zu sehen wie die Industriezone zwischen Innsbruck und Hall. Dort ist dann nichts leichter als sich zu verfahren, die Schilder sind schlechter als schlecht. Wie man Radwege baut, kann man sich wenige Kilometer in Südtirol ab dem Brenner anschauen. Oder in Oberösterreich am Donauradweg.
Passend dazu: dieser Artikel vom Tirolblog
Da bin ich ganz Deiner Meinung! Abgesehen von den ausgewiesenen Mountainbikestrecken ist für Biker ja eigentlich kaum was passiert in den letzten Jahren. In Südtirol gibt es in fast jedem Tal einen hervorragend ausgebauten Radweg – mit Linien, Schildern Absperrungen perfekt und übersichtlich markiert – sogar bis zum Brenner rauf! Lieber vergrault man die Radsport-fanatischen Italiener mit politischen Anfeindungs-Plakaten.
Bei uns haben wir nicht mal einen durchgehenden Forstweg von Innsbruck nach Igls oder Aldrans. So quälen sich – wie am letzten Wochenende gesehen – dutzende Biker auf der stark befahrenen Bundesstraße zu den Dörfern rauf. Das passt perfekt zu dem Mitnahmeverbot in Linie J und 6!
Solang sich Tirols Touristiker im Winter einen „fetten Ranzen anfressen können“ werden besagte Granden niemals ein echtes Interesse am Sommertourismus bzw. Biken haben! Leider!
Aber Wehe es kommen dann doch mal 3 mieserable Winter, dann wird geschumpfen werden wieso „mir Sportfanaten, Alleskönner, Besserwisser, Am-Hohen-Ross-Sitzer, Weltstadtler, … im heiligen Landl so eppas nit scho längscht haben“?!?!
Und dann werden sie zuschauen müssen wies andern Orts funktioniert und an den Folgen ihrer eigenen Überheblichkeit und Ignoranz gegenüber dem jahrelangen sommerlichen Desinteresse verrecken…. :O
Und dann werde ich dasitzen, in nachbarlichen Salzburg oder Südtirol, als Innsbrucker, und dort meine Brötchen mit Bikefotos verdienen! Und die Akzeptanz dort geniessen und Freude haben. Und das Nachbarland als lässige Tourismusdestination promoten!
M2C, mfg
Guter Artikel – und leider wahr. Auch im Unterland schaut’s mit dem Inntal-Radweg nicht viel besser aus, teilw. direkt neben der A12, teilw. nur Schotter (einzige Ausweichmöglichkeit für Rennradler ist stellenweise nur die B171) usw. Das Zillertal hat in dieser Hinsicht aufgeholt, der Zillertalradweg ist jetzt wesentlich besser ausgebaut und durchgängig asphaltiert.
Zillerradweg durchgängig asphaltiert? Haha, guter Witz XD Von Uderns bis Zell ist mehr Schotter als Asphalt! Wenns wenigstens „normaler“ Schotter wäre, aber die „Schlaglöcher“ zwischen Kaltenbach und Aschau sind die Hölle! X(
Radwegfahren ist sowieso was für Senioren 😉
mehr radwege braucht das land! (und single trails!)
… es soll ja nicht so sein als dass sich die touristiker nicht für eine radler freundliche infrastruktur einsetzen würden.
Problem 1: viele kilometer radweg = viele grundbesitzer (-diese sehen den radwegen mit skepsis entgegen; sprichwort: hundekot in wiesen; „enteignung“ -sturheit, etc)
Problem 2: „Grünbürokraten“ : vom raumplaner über den wasserrechtlichen gutachter bis hin zum botaniker meinen alle sie müssten wichtig sein und verfahren hinausziehen bzw. verhindern! Fortschritt-Fehlanzeige!
(es könnte sich ja in der fahrradschneise ein rinnsal mit vom aussterben bedrohten fröschen befinden, oder noch viel schlimmer: ein gänseblümchen welches umgefahren würde! )
es haben einfach zu viele leute ohne bezug zur realität etwas mitzureden!
Ja, wir erobern die Straßen zurück!
Tirol ist aus Radfahrersicht v.a. im Inntal ein Entwicklungsland.
Grausiges Entlangradeln an der A12 ist nicht mehr zeitgemäß, bzw sowas gehört so garnicht geplant.
Zwischen Zirl und Völs könnte man den Radweg auf die Feldwege südlich der A12 verlegen, diese führen asphaltiert durch ruhige Gegenden ohne Lärm.
Weitere Schildbürgerstreiche:
– Radweg am EKZ West Richtung Kranebitten führt im neu angelegten (!) Bereich der Strassenbahntrasse direkt durch die Haltestelle. Die geplante Radltrasse wird momentan durch eine Grundstücksgrenze nicht freigegeben.
– Unibrücke….warum keine separate Radbrücke in Höhe der Uni?
– Cammerlander … no comment… in Salzburg wurde bei ähnlichen Stellen einfach eine Unterführung gebaut
– Sillpark/ÖBB Unterführung… no comment
– Karwendelbrücke ….. wann folgt der breite Ausbau de Steges?
– Südringanbindung an Innenstadt…..Wann?
– Anbindung der Mittelgebirgsdörfer via Paschberg
Südtirol ist (wie bei vielem, auch zB öffentlicher Nahverkehr, Städtebau inkl. Ortsbildschutz) mal wieder das Vorbild, allein der Etschtalradweg im Vinschgau ist immerwider ein Genuss.
Auch Tschechien ist außerhalb der städtischen Räume wunderbar zum Radfahren. Dort findet man überall die typische gelben aussagekräftigen Radlschilder, welche meist über Nebenstrassen oder Waldwege fast jede Ortschaft miteinander verbinden… Respekt.
Ich war letztens in Berlin und bin von Nordost nach Südwest einmal durchgeradelt. Ohne Landkarte fand ich much zurecht und hatte nie das Gefühl durch eine 4 Mio.-Stadt zu fahren. Die Radwege führten entweder entlang der Fluss-Kanäle, durch Parks und Wälder oder ruhige Nebenstrassen, teilweise sogar reine Radstrassen, selbst in den Innenstadtbezirken.
Eigentlich heißt es ja: „Im Winter Schilehrer, im Sommer Caterpillarfahrer, brauch ich das ganze Jahr nix arbeiten.“
Leider wurde hier wirklich sehr viel versäumt, und ich glaube auch, daß die Touristiker nie auf dem Radweg zwischen Zirl und vor allem zwischen Kematen und Innsbruck unterwegs waren – die Autobahn ist einfach furchtbar, während das Radfahren der Bahn entlang eigentlich ganz nett ist.
Man könnte sehr viel erreichen, mit verhältnismäßig wenig Aufwand, und man sollte das Ziel, Radverbindungen zu schaffen, wirklich in Angriff nehmen, am schlauesten seitens der Touristiker, aber möglichst so, daß ein normaler Einwohner unseres Landes die Verbindungen auch verwenden kann. Und man sollte sie so einrichten, daß man sie gern benützt.
Schade das bei so einer beliebten Sportart & bei der Möglichkeit, die Berge auf diese Weise so zu erkunden ein derartiger Zustand herrscht! Das Fahrradverbot in der Maria-Theresien-Straße finde ich jedoch angebracht, da ich selbst schon des öfteren über den Haufen gefahren worden wäre. Ist ja auch nur verständlich, dass an einem belebten Samstag in der Stadt nicht auf alles und jeden geachtet werden kann.
Ist in der Tirol immer noch ein „radfeindlicher“ Zustand? Ich möchte dieses Jahr mit meine Frau nach Innsbruck und auch eine Runde radeln, da wir leidenschaftliche Fahrradfahrer sind. Nun ist der Beitrag ja schon einige Jahre her