Heilige Messen und Segen werden in Tirol jetzt auch von nicht autorisiertem Personal angeboten: Ob das gilt?
Schwarzarbeit heißt Pfuschen: Von der Autoreparatur bis zum Hausbau, vom neuen Bad bis zur Gartenmauer: Wir alle profitieren vom Pfusch und das ist gut so, auch wenn es die Wirtschaftskammer, bis oben hin gefüllt mit Mitgliedern, die einen guten Teil ihres Umsatzes eben diesem Pfusch verdanken, offiziell anders sieht.
Jetzt auch im Pfusch: Segen und Eucharistie
Seit einiger Zeit gibt es im Bereich der Schwarzarbeit ein neues Angebot: Getrieben von der Notwendigkeit grundlegender Reformieren in der katholischen Kirche, haben engagierte Christen (ja, ja, die –innen natürlich auch, Tschuldigung!) rund um Martha Heizer (stellv. Vorsitzende der Plattform „Wir sind Kirche“) damit begonnen, die Heilige Messe selbst zu lesen.
Ob das gilt?
Der liebe Gott hat auf die diesbezügliche Frage des TIROLBLOG noch nicht reagiert, wir gehen aber nach gründlichem Bibelstudium davon aus, dass es ihm herzlich wurscht ist, ob seine Schäfchen von offiziellem Personal oder eben im Pfusch gesegnet werden: Entscheidend ist die innere Haltung, der Glaube und die Liebe zu den Menschen. Das sieht Martha Heizer, die als Theologin sehr gut weiß, wovon sie spricht, auch so. Die Zeiten des romtreuen Kadavergehorsams sind vorbei!
Wünschen wir den Reformen in der Kirche viel Glück und wer weiß, vielleicht gibt’s für die „Schwarzen Messen“ bald einen Gewerbeschein aus Rom!
(Bildnachweise: Titel: Ganzkörperrelique des Hl. Hyacinthus im Kloster Fürstenfeld, R. Huber/W. Sauber/Broederhugo/alle wikipedia)
Zum Weiterlesen: www.wir-sind-kirche.at
Mutig! Rom muss endlich erkennen, dass Kirche mehr ist als ein beamteter Verwaltungsapparat, der sich dauernd zwischen den lieben Gott und seine Schäfchen schiebt!
Sehr kurzsichtig, den Pfusch allgemein gutzuheißen: Da wird wieder mit Klischees gespielt – auf der einen Seite der arme Häusbauer auf der anderen Seite die bösen reichen Firmen mit der Wirtschaftskammer.
Tatsache ist, dass sich jeder von uns ohne Pfusch einen ordentlichen Brocken Steuern – vor allem Lohnsteuer – ersparen würde. Ein ordentlicher Teil dieses Geldes wandert jetzt in die Taschen professioneller Pfuscher.
@ Stefan Rangger:
Ich denke, du hast Recht und Unrecht zugleich: Ja, Pfusch ist illegal. Tatsache ist jedoch, dass ein Großteil der Tiroler Firmen einen Teil ihrer Leistungen auch „schwarz“ anbietet und dass der Großteil der Tiroler Bevölkerung diese Angebote auch gerne in Anspruch nimmt. Von „bösen reichen Firmen“ ist ja keineswegs die Rede.
Zur steuerlichen Situation: Auf der einen Seite wandert hier viel Geld am Fiskus vorbei, das stimmt schon. Auf der anderen Seite wird der größte Teil dieses Geldes (ich rede jetzt von kleinen Pfuschern) wieder in Tirol in Umlauf gebracht.
Eine mögliche Lösung dieser unbefriedigenden Situation wäre es, Arbeit steuerlich massiv zu entlasten.
Aber zurück zum Thema des Artikels: Was hältst du von dieser Laieninitiative?
Pfusch hin oder her, es muss jeder selbst entscheiden, ob er diesem den Vorzug geben will. Frau Heizer liegt völlig falsch, wenn sie glaubt, dass jede/r Gläubige einfach so Eucharistie feiern kann. Das gibt es in keiner Religion der Welt, nicht einmal bei den Religionen der Naturvölker: Überall sind es berufene Personen, die durch Weihe- und Gebetshandlungen dazu auserwählt sind, die religiösen Zeremonien und Feierlichkeiten durchzuführen. Frau Heizer birngt nur Unruhe und Verunsicherung.
Das ist ein gutes Argument, majo. Aber was geschicht mit einer religiösen Gemeinschaft, die in Bewegung geraten ist? Es ist offensichtlich, dass grundlegende Regeln (Kommunion für Wiederverheirate, Zölibat usw.), deren Herkunft noch dazu nicht von Gott, sondern aus Rom kommt, von immer weniger Christinnen und Christen geteilt werden. Es sind dies Regeln, die heutzutage weder sinn- noch ordnungsstiftend sind. Ich bin der Meinung, dass die Unruhe und Verunsicherung, die Frau Heizers Aktion (sie ist ja nicht die/der Einzige!) bringt, in der jetzigen Situaion der römisch-katholischen Kirche notwendig ist.
Da hast du wiederum recht. Und gemäß dem, was Jesus zu Petrus gesagt: „Was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein“, hätte der Papst sicher noch einigen Entscheidungsspielraum, zumindest was die Regeln betrifft, die im Lauf der Jahrhunderte von den Kirchenoberen aufgestellt worden sind. Aber es gibt eben auch Dinge, die Jesus ganz klar festgelegt hat – beim Brotbrechen beim Letzten Abendmahl z. B.: „Tut dies zu meinem Gedächtnis..“ Und damit meinte er eindeutig die Apostel, also eine von ihm ausgewählte Personengruppe. Und das kann auch eine Frau Heizer nicht umstürzen, damit vermittelt sie ihren Anängerinnen eine falsche Botschaft.
Servus majo, wenn du sagst, dass „eindeutig“ die Apostel gemeint waren, dann sind wir ja drauf und dran, in eine Tirol-Ausgabe des Universalienstreites zu schlittern 🙂
Aus kirchlicher Sicht begeht Frau Heizer einen Fehler, keine Frage. Und man kann es dem Bischof nicht verdenken, dass er ihr das übelnimmt. ABER: Der Kontext, in dem das geschicht, ist ja schon lange kein innerkirchlicher mehr. Daher glaube ich, dass wir das Ganze auch in einem weiteren Kontext als „nur“ dem katholischen sehen sollten.