Immer mehr Menschen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Es sind zumeist Studenten (auch solche mit Binnen-I) und Leute, die nach vielen Jahren im Berufsleben ihren Job verloren haben und kaum Chancen auf einen neuen haben.
Selbstständigkeit boomt: Keine Vorgesetzten mehr, die einen drangsalieren, keine Kolleginnen (und solche ohne Binnen-I), die am Mond besser aufgehoben wären.Und die große Freiheit: Laptop, Smartphone, tolle Gespräche mit tollen Kunden und viel Erfolg. Wichtig ist, dass man sich als erstes einen 5er-BMW least (schwarz, versteht sich). Man muss ja repräsentieren, und mit einem Audi fährt ja schon jeder zweite Angestellte durch die Gegend.
Aber ist wirklich alles so rosig …
… im selbstgesteuerten Berufsleben? Sind die Abhängigkeiten nicht noch viel größer? Die Wirtschaftskammer ist eher nicht der Meinung, dass die prekäre Lage am Arbeitsmarkt so viele in die Selbstständigkeit zwingt. Aber warum gründen dann derart viele Menschen ein – in den meisten Fällen – Einzelunternehmen? Keine Sicherheit, kein finanzielles Polster und die nackte Existenzangst im Nacken. Sind das die Versatzstücke, aus denen die neue Selbstständigkeit besteht?
Danke Tirolerbua, dass du das Thema öffentlich aufgreifst.
Vielleicht gibt es den ein oder anderen Sozialisten der sich das auch durchliest und seine Gedanken, aus der internen „ringrringe reiha, wir sind so toll“ Mentalität, loslöst. Ich glaube den Sozis ist es einfach wurscht. Sobald jemand in die Selbständigkeit gedrängt wurde, ist er ja schon auf der anderen Seite und braucht kein Sozialnetz mehr. Das brauchen sie schon selber für ihre Förderungen und Subventionen.
Die Bürgerlichen fördern natürlich das Image der Selbstständigkeit, da ist ja was zum Einsparen. Aus diesem Grund wird über die Wirtschaftskammer auch das Image der Selbständigkeit gut verkauft.
„Holt euch einen Kredit, einen schwarzen Anzug und einen schwarzen Deutschen mit Chromstyle auf 4 Räder.“ Dann geht´s los: Jeder Tag bringt ungewisses, jedes Monat Diskussionen mit Bank, Lieferanten, Finanzamt oder weiteren Dienstleistern. Dann gibt es Briefe vom Gericht und vielleicht auch noch eine Einladung mit falschen Namen und Adresse der Wirtschaftskammer zu einem unglaublich gewinnbringenden Stammtisch.
Aber nicht den Mut verlieren. Bevor ein Selbständiger so einen Saustall wie die Wirtschaftskammer oder Arbeiterkammer schafft, schwimmen noch viele Leute den Inn runter.
Aber die müssen es ja nicht selbst bezahlen. Noch nicht.
Umweltfreundlicher, bürgerlicher Sozialist mit liberalen Gedankengut
Was viele nicht kalkulieren ist die Startphase, die sich gern über drei oder vier Jahre hinziehen kann – ja nach Startvoraussetzungen. Die Zeit muss überbrückt werden, Geld reinstecken statt rausnehmen. Am langen Atem scheitern wohl die meisten, nicht am Können oder der Einstellung. In DE gibt es eine Förderung, dass für eine bestimmte Zeit wenigstens die Krankenkasse bezahlt werden kann. Für die Rente muss jeder selber sorgen, das wir ein riesiges Altersarmutsproblem werden. In Italien müssen – meines Wissens – auch Selbständige in die Pensionskasse einzahlen.
Hallo!
Leider war ich auch schon mal in der Phase, wo ich einen Monat lang gestempelt habe und dort keine Arbeit fand. Meiner Meinung nach hat am meisten die AK die Schuld. Dort geht es nur darum, die Atbeitslosigkeit zu verringern. Mir wurde als erstes die Selbständigkeit angeboten. „Werde doch Selbständig!“. Aber Hallo?!?!?
Mir wurde diese Schwachsinnige Aktion richtig eingeredet. Gott sei dank hab ich diesen Schritt nicht gewagt und steh jetzt glaub ich mit weniger Sorgen und im enddefekt mit mehr Geld da!
P.S.: Aber so kriegen Sie die Arbeitslosigkeit ins senken!
@ Sozialist:
Du hast schon Recht: Die steigende Zahl der Selstständigen wird sicher oft für die Schönung der Arbeitslosenzahlen genutzt. Wenn z.B. angestellte LKW-Fahrer ihren Wagen plötzliche lesasen und auf eigene Kosten und eigenes Risiko betreiben müssen. Auf der anderen seite gibts halt auch wirklich viele Leute, die aus freiem Antrieb auf diese Weise ihr Glück versuchen.
Die Frage ist: Wie wird über diese beiden Gruppen berichtet, ohne sie gleich zu instrumentalisieren? Ich denke, das geht nur dann glaubhaft, wenn Selbstständige selber erzählen – na, vielleicht mag einer hier antworten?
@ Matthias:
Das deutsche Modell, das du erwähnst, ist sicher eine gute Idee, wir alle kennen ja den einen oder die andere Selbstständige, die sich gleich am Anfang finanziell verhaspeln.
@ Lolly:
Da hast du aber Standfestigkeit und Weitblick bewiesen, der leider vielen anderen, die in dieser schweren Situation unter großem Druck stehen, nicht immer haben. Und dann sind sie leicht verführbar …